Hanns-Peter Frentz, Bildererbe
hr2 Doppel-Kopf 20.9.2006, 12:05 Uhr 52’06’’
Mehr als 20.000 Farbnegative, Dias, Originalabzüge und viele Meter Film - das ist
das Erbe seines Vaters Walter Frentz.
Geerbt hat Hanns-Peter Frentz auch eine Frage, die sein Vater nie beantwortet hat:
Die Frage nach seiner moralischen Verantwortung im Dritten Reich. Walter Frentz war
„Des Teufels Fotograf“, das „Auge des Dritten Reiches“. Als Hitlers Kameramann war
er in den wechselnden Führerhauptquartieren von 1939 bis 1945 im engsten Zirkel der
Macht und zuständig für die Aufnahmen des Führers. er hat mit seinen Aufnahmen das
propagandistische Bild des Dritten Reiches entscheidend geprägt und das Nazi-Regime
mit seinen Bildern geadelt.
„Mein Vater lieferte die Bilder, die die Nazis haben wollten“, sagt sein Sohn heute.
Der Umgang mit dem Nachlass des Vaters wurde für ihn zu einer Reise in die Vergangenheit
und in das Gedächtnis der Familie. Erst spät erkannte Hanns-Peter Frentz, dass es
für wichtige Fragen an den Vater zu spät war - eine verpasste Chance, weil die Kinder
lange Jahre in der Manier der 68er an einem Schuldeingeständnis des Vaters interessiert
waren, was klärende Gespräche unmöglich machte.
Zwei Jahre nach dem Tod von Walter Frentz ist dieser Tage im deutschen Kunstverlag
ein historisch-kritischer Bildband erschienen mit vielen noch unveröffentlichten
Fotos, die „Das Auge des Dritten Reiches“ neben seinen offiziellen Filmaufnahen von
1933-1945 unbehelligt von jegliches Zensur aufnehmen konnte. Für seinen Sohn war
es nicht einfach, die Publikation zu begleiten, in der sich zahlreiche Zeit- und
Filmhistoriker sehr kritisch mit Frentz- Rolle im Dritten Reich auseinandersetzen.
Aber, so sagt Hanns-Peter Frentz: „Alles musste auf den Tisch“ und: „Heute kenne
ich meinen Vater vielleicht besser als mich selbst.“
Der Indologe und Politologe Hanns-Peter Frentz ist heute selbst bei den Bildern angekommen:
Er ist Direktor des Bildarchivs Preußischer Kulturbesitz in Berlin und sagt, dass
er mit seinem Vater viele Interessen gemein hat: für Film, Kunst, Architektur, Musik
und Reisen in exotische Länder. (...zurück)